DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN
von Irmgard Keun
Bearbeitung/Liedtexte: Carsten Golbeck
Kompositionen: Rainer Bielfeldt
Doris ist achtzehn, hält nichts von Bildung, sondern will ‚lieber auf der Tauenzien ein Glanz werden, statt zu arbeiten.’ Geld oder eine Bleibe hat sie längst nicht mehr, also sitzt sie vor einem Vergnügungs-Etablissement und hofft darauf, eingeladen zu werden. Oder vielleicht ja auch engagiert zu werden: ‚Schließlich bin ich schon Schauspielschule.’ Während sie auf ihr Vorsingen wartet, hat sie Zeit genug, uns ihre Geschichte zu erzählen: die spektakuläre Flucht aus der Kleinstadt nach Berlin, die zahlreichen Männergeschichten und Betrügereien, durch die sie ihr Überleben sichert. Vor allem ist es aber ihr Humor und ihre besondere Sicht auf die Dinge, die dafür sorgen, dass sie immer wieder auf die Beine kommt.
Carsten Golbeck und Rainer Bielfeldt erzählen den Klassiker von Irmgard Keun neu, ohne etwas hinzuzufügen – außer natürlich den Liedern, die aus Textpassagen des Buches heraus entwickelt sind. Musikalisch wie inhaltlich schlägt diese Fassung den Bogen zwischen den Zwanzigern und heute.
Sowohl die neue Fassung als auch die Inszenierung setzt auf die Aktualität des Stoffes: im Mittelpunkt steht die ungebremste Lebenslust und Kreativität eines jungen Menschen, die an der Armut und den lebensfeindlichen Umständen nach und nach zerbricht. Sowohl auf der Bühne, als auch im Spiel wird alles vermieden, was den Stoff ins Nostalgische entrückt. Neben dem kunstfalschen Deutsch der Doris ist es vor allem die Virtuosität und Spielfreudigkeit der Schauspielerin Antonia Bill, die uns die Figur schnörkellos nahe kommen lässt.
Mit: Antonia Bill
und Rainer Bielfeldt am Klavier