Theaterstück von A.R. Gurney
„Love Letters“, ist ein berühmtes Briefroman-Drama und ist eine unserer Reflektionen auf die Corona-Zeit mit all ihren Einschränkungen, auch im Theater. Denn eine Frau, ein Mann und ihre Briefe – mehr braucht der amerikanische Autor A.R. Gurney nicht, um eine berührende Liebesgeschichte auf die Bühne zu bringen.
Ila Raven und Hagen Möckel lesen die Briefe einer unerfüllten Liebe und laden den Zuschauer zu einer emotionalen Achterbahnfahrt ein – mitreißend, leidenschaftlich, lustig und tieftraurig. Dem Publikum wird hier großes Kopfkino geboten.
Wie zwei Königskinder mögen sie sich, lieben sich – und kommen doch nie zusammen. Seit ihrer Kindheit schreiben sich Melissa und Andy Liebesbriefe. Aus einer anfangs unschuldigen Liebe wird Freundschaft, dann eine innige Beziehung fürs Leben. Aber sie bleibt platonisch. Eine Liebe ohne Leib, schriftlich manifestiert auf dem Papier, in Abwesenheit des geliebten Anderen.
Die tatsächlichen Begegnungen verlaufen dagegen enttäuschend. Die Liebe wird immer unmöglicher. Exzessive Abenteuer am Abgrund kontra Korrektheit und Verantwortung in der Öffentlichkeit, verkrachte Künstler-Existenz kontra erfolgreicher Politik-Aufsteiger.
Beide bleiben verhaftet in ihren familiären Prägungen, sie sind das Produkt ihrer Geschichte, sie können nicht wirklich frei werden, auch wenn Melissa manchmal, wie eine Vorkämpferin der Frauen-Emanzipation erscheint. Und trotzdem bricht ihre Korrespondenz nie ab.
Was ein kitschiges Melodram sein könnte, verwandeln Ila Raven und Hagen Möckel zu einem Theater der Stimmen und der Mimik, zu einem berührenden großen Bilderbogen der Gefühle.
1990 wurde A.R. Gurney für diesen ungewöhnlichen Briefwechsel für den renommierten „Pulitzer Preis“ nominiert. Das amerikanische „Time Magazine“ wählte „Love Letters“ unter die fünf besten Theaterstücke der 1980er Jahre und auch auf den Spielplänen der deutschen Theater ist das Stück seitdem regelmäßig zu finden. Die beiden Schauspieler haben nun unter anderem auch die Kontaktbeschränkungen in den Zeiten der Corona-Pandemie das Briefeschreiben als die durchdachteste als auch emotionalste Form der Kommunikation wiederentdeckt.
Von ihrer Kindheit an schreiben sich Andy und Melissa Briefe. Und sie hören nie damit auf, ein Leben lang: verschiedene Schulen, unterschiedliche Lebensentwürfe, ein Krieg, die Liebschaften – trotzdem reißt ihre Verbindung zueinander nie ab. Melissa ist sehr reich, verwöhnt und extrovertiert, Andy ist sehr wohlerzogen, ehrgeizig und klug. In vielen Punkten könnten sie kaum unterschiedlicher sein, aber sie ziehen sich fast magisch an. Nur zusammenfinden können sie nicht.
Und nach langen Jahren Pause kehrt diese wunderbare Geschichte einer großen Liebe jetzt auch an die Schauspielbühnen zurück – in einer neuen Inszenierung und mit einer fabelhaften Besetzung! Herzergreifend, intelligent und komisch zugleich!
Als Teenager wird Andy zu Melissas Geburtstag eingeladen. 1937. Daraus ergibt sich eine lebenslange Liebe, die von beiden auf besondere Weise gelebt wird. Denn beide kommen aus konträren Verhältnissen, haben ganz unterschiedliche Interessen und sind sich auch darüber, wie man im Leben vorankommen möchte oder sollte, kaum einig. Der Ort, an dem sie jedoch zusammen kommen, entsteht in ihrem gemeinsamen, ihr ganzes Leben umspannenden Briefwechsel. Frisch, gewagt, witzig und immer direkt finden sich beide in ihrem lebendigen Austausch.
Das 1988 uraufgeführte Stück, das seit 1990 auch im deutschsprachigen Raum populär ist, lebt in erster Linie von seinen spritzig-frechen bis sehnsüchtigen Brief-Dialogen.
Die sich hier schreiben, heißen Andy Makepeace und Melissa Gardner – zwei gutbürgerliche Königskinder aus dem Amerika des 20. Jahrhunderts; sie können zusammen nicht kommen, und sie lassen nicht voneinander.
Andy liebt Melissa und Melissa liebt Andy. Trotzdem finden beide nicht wirklich zueinander. Dafür schreiben sie sich über 50 Jahre lang Briefe.
Die Spur ihrer Briefe reicht von den ersten Zettelchen, die sie sich vor dem zweiten Weltkrieg unter der Schulbank zustecken, bis in die Zeit der Anrufbeantworter.
Sie ist aus reichem Haus. Er aus gutem Haus. Er liebt es, Briefe zu schreiben, sie nicht. Er trifft seine auch im Rückblick meist korrekten Entscheidungen nach reiflicher Überlegung; sie ist spontan und chaotisch. Er fällt die Karriereleiter hinauf, sie stolpert von einem Loch ins nächste. Zwei Menschen, nicht gerade füreinander geschaffen, möchte man glauben.
Angefangen mit dem Kennenlernen der zwei Grundschulkinder, spannte sich der Beziehungs-bogen der beiden bis zu Melissas Tod. Den Beginn markierten dabei kindliche Einladungen, Briefe aus Ferienlager und Internat sowie heimlich zugesteckte Zettel.
Melissas reiche Eltern lassen sich scheiden. Andy geht zur Marine. Melissa wird Künstlerin. Dabei fiel schnell Melissas launisches, unberechenbares Wesen auf, das im krassen Gegensatz steht zu Andys ehrgeizig-strebsamer Lebensplanung.
Eifersüchteleien, Entfremdung, Zueinanderfinden und erneutes Auseinanderdriften wechseln sich ab und macht die inszenierte Lesung „Love Letters“ zu einem psychologisch spannenden Erlebnis.
Im Laufe der Jahre wird er es zum Anwalt und zum Senator bringen. Er heiratet die konventionelle Jane und wird Vater dreier Söhne. Die alkoholkranke Melissa dagegen setzt ihre Ehe in den Sand, verliert das Sorgerecht für die beiden Töchter und muss erkennen, dass ihr allein Andys Briefe Halt geben konnten.
Eine Hommage an die Kunst des Briefschreibens –
Sie: chaotisch, emotional, reiches Scheidungskind, dem Alkohol verfallen.
Er: steif, pedantisch, stets beherrscht, karrierebewusst, aus intakter, eher armer Familie.
Das Stück „Love Letters“ ist durchaus auch als gesellschaftskritisch zu verstehen, da es die Rolle der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft beleuchtet und darstellt. Zwischen kurzweiligen Nachrichten und gegenseitigen Neckereien konnte man auch immer wieder heraushören, dass und wie unterschiedlich Frauen und Männer im Amerika des 20. Jahrhunderts lebten und dachten.
Hagen Möckel und Ila Raven