Prinzip Katamaran erzählt die Geschichte von Toni Silberstein, die sich weigert in die Schublade geschlechtlicher Zuschreibungen gesteckt zu werden. Schon als Kind mit dem Unverständnis ihrer Umwelt konfrontiert, erschafft sie sich trotzig eine eigene Identität als Gnoi – ein Wesen, das immer wieder in irrwitzig-skurrile bis tieftraurige Alltagssituationen gerät, die mit Livemusik und Slapstick untermalt werden.
Das Stück ist der Monolog einer Figur, die sich weder als Frau noch als Mann versteht und sich als Zwischenwesen konstruiert: ein „Gnoi“. Das ist neu. Aus seiner Heimat Gnoien ausgewandert lebt er nun in Katamaranien. In Gnoien wurde zwischen „Lautstimmlern“ und „In-die-Luft-Guckern“ unterschieden. Die Welteinteilung in Katamaranien ist nach dem Prinzip des Katamarans bipolar organisiert: Frau vs. Mann, Nacht vs. Tag usw. Die Identitätssuche des Gnois befindet sich im Dazwischen der Geschlechter und im Grau der Dämmerung, dem luftleeren Nichts zwischen diesen beiden stabilen Rümpfen des schwebenden Schiffskörpers. Da die neue Welt keine Angebote für diese andere Kategorie der Identität bietet, muss sich der Gnoi selbst erfinden.
Das Stück verhandelt die Selbstbehauptung innerhalb der kulturellen Vorgaben des neuen Ortes – auf eine amüsant-melancholische Weise der Selbst-beobachtung.
Heimat ist nicht Herkunft, sondern die Utopie:
Heimat ist dort, wo ich verstanden und gesehen werde.
Neu ist die Vermittlung von queeren Inhalten in einer eingängigen Sprache: Das Stück führt verspielt an das Thema sexuelle Identitäten und Migration heran, über das Mittel der Empathie. Durch die Kombination des einfachen Spiels mit musikalischer Kommunikation entsteht eine wohnzimmermäßige Nähe, in der sich das Publikum dem Thema Fremdsein in Geborgenheit nähern kann. Durch das slapstickhafte Schauspiel können Seh-, Sprach und Denkgewohnheiten im Lachen der Selbsterkenntnis neu justiert werden.
Produktion: Theaterkollektiv RaumZeit
Schauspiel & Regie: Nic* Reitzenstein
Musik: Burkhard Finckh aka Charlie Fonk
Text: Jenny Warnecke
PRESSE Badische Zeitung vom 22. November 2016
„Man könnte durchaus meinen, dass „Prinzip Katamaran“ über eine Selbstbespiegelung nicht hinauskommt. Das ist jedoch keineswegs so. Der phantasievolle, poetische Text, das körperbetonte Spiel und die fein abgestimmte Akustik vereinigen sich zu einem künstlerischen Ausdruck, der Vielfalt als Lebensprinzip feiert. Das Publikum zeigte sich davon sehr angetan.“
„Wider die Zuschreibungen“ von Heidi Ossenberg
Nach der Vorstellung erwartet euch eine Überraschung: Wir formen danach unseren Theatersaal zur Disko um:
Charlie Fonk legt Funk & Soul auf – Tanzbares von Deep Funk und Rare Groove über R’n’B bis hin zu Ghetto Funk!