Eine Herde Rindvieh lässt keinen vorbei

Hacks trifft Gundermann

Drei Herren betreten die Bühne, als kämen sie in die Kaue und müssten gleich in den Berg einfahren. Die Witze sind hemdsärmlich, die Jacken werden an Ketten unter die Decke gezogen – und dann liefern sie in unterhaltsamen, von einer Pause unterbrochenen zwei Stunden ein Programm aus Gedichten und Liedern, die aus dem kleinen Land stammen, in dem es hieß: „Ich bin Bergmann, wer ist mehr?“

Den Dichter Peter Hacks und den Liedermacher Gerhard Gundermann eint, dass beide die DDR auch nach ihrem Ende nicht verteufelten. Was die beiden noch verbindet, ist die Qualität ihrer unterhaltsamen Kunststücke, die weder Aktualität, noch Heiterkeit und bittersüßen Grimm eingebüßt haben.

Mit wenig Worten skizzieren Hagen Möckel und Erhard Preuk, die für die Rezitationen verantwortlich zeichnen, die unterschiedlichen biographischen Ausgangspunkte: Hacks übersiedelte 1955 gegen Brechts ausdrücklichen Rat von München in die DDR und wurde einer ihrer erfolgreichsten Dramatiker. Gundermann arbeitete als Baggerfahrer, Sänger, Bandleader und Rocklied-Texter in der Lausitz.

Hacks’ Gedichte und Gundermanns Lieder wechseln einander ab. Texte für Kinder, „Das Pflaumenhuhn“, „Das musikalische Nashorn“ erzeugen erste Lachsalven im Publikum. „Das Vaterland“ und einiges aus dem von Hacks mit „Jetztzeit“ überschriebenen Gedichten erregen Kichern und Verblüffung: Darf man das sagen? – Die Rezitatoren verstecken sich hinter der Kunstfreiheit, aufgesetzten roten Clownsnasen und alten Exemplaren der Tageszeitung „Neues Deutschland“.

Stephan Gorn spielt Piano und singt Gundermanns Lieder, ohne ihn zu imitieren. Seine Art des Vortrags erinnert eher an Kunstlieder. Er interpretiert mit feinem Respekt vorm Original, macht sich die Lieder zu Eigen und sie auf neue Weise hörbar. Möckel und Preuk wissen um die Eignung der Hacksschen Gedichte für den mündlichen Vortrag und spielen ihr Potential sprecherisch voll aus.

Ein rundum gelungener Abend, kurzweilig, pfiffig, dabei angenehm altmodisch, dem zahlreiches Publikum zu wünschen ist, das längst weiß oder kennenlernen möchte, dass die Heiterkeit von Peter Hacks und die Traurigkeit von Gerhard Gundermann zusammengehören können. Langer, verdienter Applaus!

Ralf Meyer

Besetzung

szenische Lesung mit Hagen Mögckel, Erhard Preuk und Stephan Gorn

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